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Zu Besuch in der Kalligraphie-Werkstatt

Mit Tusche und Feder zaubert Astrid Wildprett in ihrem Atelier in Lüneburg filigrane Kunstwerke der Kalligraphie. Hinter der schönen Schrift verbirgt sich ein jahrtausendealtes Handwerk.

 
Schriften sind Astrid Wildpretts Leben. Wenn die Kalligraphin über ihre Leidenschaft spricht, leuchten ihre Augen und bekommen einen ganz besonderen Glanz: „Schon immer war ich fasziniert, wie man sie einsetzen und was man mit ihnen gestalten kann.“ Kein Wunder also, dass sie ihre Liebe zum Beruf gemacht hat und in ihrer bezaubernden kleinen Werkstatt in der Altstadt von Lüneburg kalligraphische Kunstwerke herstellt.

Die Wand ist behängt mit Bildern und überall stehen Kästchen mit vielen verschiedenen Federn und Federkielen. Auch Farbtuben, selbst hergestelltes Büttenpapier und Tuschefässchen verleihen dem Atelier von Astrid Wildprett ein besonderes Flair: Wer den Raum betritt, fühlt sich, als sei die Zeit stehen geblieben.

Es gibt niemanden, der diese Insel der Ruhe entdeckt und nicht verweilen möchte – so sehr bezaubert das Ambiente. Doch das war nicht immer so, verrät die Künstlerin: „Als mein Mann und ich die Werkstatt gekauft haben, war es noch eine kleine Wohnung. Ich habe sie gesehen und vor meinem inneren Auge wusste ich von Anfang an, dass das mein Reich werden würde.

Jahrelang haben wir mit bloßen Händen den Ausbau betrieben. Das Haus daneben gehört auch dazu; dort gibt es noch heute viel zu tun. Aber mit Einzug der Heizung wurde es behaglich und durch das große Glasfenster im Dach flutet die Sonne herein und taucht die Werkstatt in ein wunderbares Licht.“ Draußen ist es kalt. Passend zur Jahreszeit fertigt Astrid Wildprett Kartengrüße für Weihnachten an, eine Auftragsarbeit.
Schwungvoll bewegt sie die in goldene Farbe getauchte Feder auf dem Tonpapier. Sie hat die englische Schreibschrift ausgewählt, „die lässt sich so schön mit vielen Verzierungen schreiben“. Kalligraphie ist die Kunst des Schönschreibens – mit Feder und Tusche und ruhiger Hand wird die Schrift künstlerisch ausgestaltet. Astrid Wildprett hat an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg studiert und 1977 ihren Abschluss als Grafikdesignerin gemacht.

Nach dem Studium arbeitete sie viele Jahre als Layouterin für Verlage und sammelte zu dieser Zeit alles, was sie zum Thema Schriften und Kalligraphie finden konnte. Die schönsten Stücke entdeckte sie auf Flohmärkten und in Antiquariaten – so erklärt sich auch die umfassende Sammlung von alten Schriftbüchern, Schreibgeräten und historischen Tuschefässchen.

Bereits während des Studiums belegte sie Kurse in Kalligraphie, die sie später bei Professor Andersch, einem Meister seines Fachs, vertiefte. Die Malerei ist die zweite Leidenschaft von Astrid Wildprett und so fügte es sich fast von selbst, dass sie die Kalligraphie mit der Malerei verband. Daraus entstanden wunderschöne Kunstwerke, die sie zum Teil auch in ihrer Werkstatt ausstellt.

„Leider fehlt der Platz, sie alle zu zeigen. Aus diesem Grund bin ich auf der Suche nach geeigneten Räumen, die ich für eine Vernissage nutzen könnte“, sagt sie. Am häufigsten werden handgefertigte Initialen, Monogramme, Logos oder Schriftblätter nachgefragt. Ihre Leidenschaft teilt Astrid Wildprett gern: „Für alle Interessierten biete ich Workshops an.

Sie richten sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die Spaß im Umgang mit Schriften haben. An sechs Abenden lehre ich die Grundlagen und nach dem Kurs können die Teilnehmer schon einige Wörter schreiben.“ Das Unterrichten hat sie gelernt – als Dozentin war sie lange in der Erwachsenenbildung tätig und hielt Kurse an der Hochschule für Bildende Künste und an der FH für Gestaltung in Hamburg.

Architekturstudenten kamen zu ihr, um die klassische Ausgangsschrift zu erlernen. „Unterrichten macht mir großen Spaß. Ich freue mich schon auf meine nächsten Workshops!“
Zu Besuch in der Kalligraphie-Werkstatt - TEXT: Cordula Schneider, FOTOS: Heidi Fröhlich
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