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Winterblüher Farn - grüne Zierde

Farne bringen Grün in den winterlich erstarrten Garten – und einen Hauch von Magie. Sie wuchsen schon vor 350 Millionen Jahren und sind geheimnisvolle Boten aus der Vergangenheit.

 
Auch heute noch umschwebt den Farn mit seinen feinglied-rigen Blättern etwas Mystisches – obgleich sein Geheimnis längst gelüftet ist. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war er als Hexenpflanze und Zauberkraut verschrien, weil man sich seine Fortpflanzung nicht erklären konnte: Da keine Samen, Blüten oder Früchte gefunden wurden, konnten dabei nur übernatürliche Kräfte am Werk sein … Erst der deutsche Botaniker Wilhelm Hofmeister (1824–1877) entdeckte des Rätsels Lösung – kleine braune Sporen an der Unterseite der Wedel, über die sich die Farne vermehren.

DUNKLE ECKEN BEGRÜNEN

Fossile Funde mit eingekerbten Wedeln beweisen, dass Farne viel älter als die Samenpflanzen sind. Heute sind die Nachkommen dieser Urzeitgewächse weltweit mit über 10 000 Arten vertreten, in Europa mit ungefähr 200. In Deutschland sind etwa 20 Arten heimisch, von denen wir 15 auf den Seiten 44/45 näher vorstellen. Vom kleinen Tüpfelfarn bis zum Königsfarn, der sogar bis zu zwei Meter groß werden kann, sind sie alle bestens dazu geeignet, eine stimmungsvolle Waldatmosphäre in den naturnahen Garten zu bringen. »Besonders faszinierend finde ich die Vielfalt der Möglichkeiten, mit diesen Pflanzen auch schattige Plätze und dunkle Ecken zu begrünen«, schwärmt Roswitha Möller von der Farngärtnerei Wiederstein im rheinlandpfälzischen Sessenbach (www.farngaertnerei.de).

Denn das ist fast allen Arten gemein: Sie wollen nicht im Rampenlicht stehen. Besonders gut gedeihen sie an kühlen, schattigen Standorten mit hoher Luftfeuchtigkeit – beispielsweise unter eingewachsenen Gehölzen. Während sich hier Königs-, Wurm-, Strauß-, Frauenfarn und Co. richtig wohlfühlen, tanzen die Streifenfarne aus der Reihe: Sie bevorzugen trockene Mauerritzen und helle Steingärten. In Letzteren kommt auch der Hirschzungenfarn mit seinen auffälligen ungefiederten Wedeln gut zur Geltung, er wird aber ebenso im Schatten angesiedelt. Sumpffarne dagegen werden verwendet, um Teichränder zu begrünen. Wenn sie dauernd im Wasser stehen, vertragen sie auch direkte Sonne.

VIELFALT IN FORM UND FARBE

Die Vielfalt der Farne zeigt sich nicht nur in Größe und Farbnuancen, sondern auch in der Form: Während bei den einfach gefiederten Farnen die Blättchen ganz normal rechts und links des Wedelstiels stehen, sehen diese beim doppelt gefiederten selbst wie kleine Wedel aus, bei denen auf der Mittelrippe wiederum kleine Blättchen sitzen. Entsprechend sind die dreifach gefiederten noch weiter unterteilt.

Die mächtigeren Exemplare machen sich als Solisten gut, für die anderen ist eine Gruppierung mit verschiedenen Grünschattierungen eine schöne Alternative. »Hier gilt die gleiche Regel wie bei Stauden: Die Großen gehören in den Hintergrund, die Kleineren nach vorne«, erklärt die Expertin. »Zur Unterpflanzung anderer Gewächse nutzt man am besten Mauer- oder Tüpfelfarn, die beide nicht so hoch wachsen.« Auch kleinen Strauchgruppen erhalten so ein natürliches Waldflair. Darüber hinaus gibt es Kombinationsmöglichkeiten in Hülle und Fülle. »Als Partner für Farne kann man gut Zwiebelpfl anzen nehmen, die im Frühjahr blühen, oder auch Schatten liebende Stauden wie das Immergrün oder Astilben. Freilandalpenveilchen, die ihre Farbpracht im Herbst oder Frühjahr zeigen, runden das Bild ab.«

Von November bis Februar, wenn im Garten Tristesse vorherrscht, haben die immergrünen Arten ihren großen Auftritt. Hirschzungen-, Rippenfarn und Co. spielen dann ihre Trümpfe aus und ziehen mit ihrer kräftigen Farbe alle Blicke auf sich. Selbst bei Eis und Frost sind sie ein schöner Hingucker – wenn sich die Wedel ein Kleid aus Raureif oder einer leichten Frostschicht überziehen, haben sie sich in zauberhafte kleine Kunstwer-ke verwandelt. Roswitha Möller: »Im Unterschied zu immergrünen Farnen können allerdings die wintergrünen ihre Farbe nur bei milder Witterung bis zum Frühjahr bewahren.« Ist es zu kalt oder die Luftfeuchtigkeit zu gering, werden die Blätter braun.

GANZ OHNE STARALLÜREN

»Auch wenn sie nicht mehr schön sind: Für den Winter lässt man die alten Wedel generell dran«, rät die Gärtnerin. »Sie schützen die Pflanze vor der Kälte. Alles, was unansehnlich geworden ist, kann dann im Frühjahr abgeschnitten werden.« Auch sonst sind Farne ganz ohne Starallüren. Sie brauchen keinen Dünger und gießen muss man sie nur, wenn es lange nicht regnet – einen schattigen Standort vorausgesetzt. Mulch ist praktisch, um den Boden feucht zu halten, sollte aber nicht zu dick ausgebracht werden. Farne, die in Töpfen herangezogen wurden, kann man das ganze Jahr über pflanzen, solange es nicht friert. Die Erde sollte humusreich und locker sein, zu ihrer Verbesserung leisten Kompost und Rindenhumus gute Dienste. »Vorsicht ist aber beim Pfl anzen von Trichter- und Adlerfarn geboten«, meint die Expertin. Der Erste kann lange Ausläufer und der Zweite bis zu zwei Meter tief unterirdische Wurzeln treiben. An Farnen hat man lange Freude. Roswitha Möller: »Die meisten sind standorttreu und werden mit den Jahren nur kräftiger. In meinem eigenen Garten habe ich einige stehen, die schon über 30 Jahre alt sind.«

Christel Kerber
Winterblüher Farn
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