Zu Besuch in der Tomatenküche
Eine Prise Liebe und Leidenschaft
Mitten in der Oberpfalz, nördlich von Regensburg, liegt der malerische Blattenhof von Irina Zacharias. In einer Gegend, wo eigentlich Kartoffeln und Getreide das landwirtschaftliche Bild bestimmen, vermutet man kaum, dass hier fast 1000 verschiedene Tomatensorten gedeihen.
Keine wie die andere
Irinas Tomatenreich befindet sich hinter dem Einödhof in zwei großen Gewächshäusern. Mit prüfendem Blick geht sie langsam durch die engen Pflanzenreihen, bricht Geiztriebe ab oder pflückt reife Tomaten, bevor sie auf den Boden fallen könnten. Seit ihrem 14. Lebensjahr beschäftigt sie sich mit Tomaten, damals noch auf der elterlichen Datscha in Russland. Mitte der 90er Jahre kam Irina der Liebe wegen nach Deutschland und war entsetzt über die Einheitstomaten in den Läden. „Unsere Importware wird auf maximalen Ertrag und Transportfähigkeit getrimmt. Diese Tomaten haben deswegen eine dickere Schale“, erklärt Irina. „Und leider bleibt bei diesen Hybridsorten auch das vielfältige und wundervolle Aroma auf der Strecke.“ Irina ließ sich deshalb damals ein paar Samen von ihren Eltern aus Moskau schicken und säte sie aus. Nach und nach wurden es immer mehr Sorten. Während sie erzählt, füllt sich ihr Erntekorb mit einer nie gesehenen Farb- und Formenvielfalt.Die Tomaten haben originelle Namen, wie die kleinen, spitz zulaufenden „Venusbrüstchen“ oder „Vaters Himbeerrote“. Eine cremeweiße Tomate heißt „Schneewittchen“ und eine große dunkle „Schwarze Tanne aus Sibirien“. Irina kennt alle auswendig und liebt ihre Besonderheiten. Gerade hat sie eine fast lilafarbene „Antho rosa“ in der Hand, dreht den Strunk heraus und freut sich über das helle Sternchenmuster darunter. Zu ihren Lieblingssorten gehören jedoch „Goldita“ und „Green Moldovan“ – beide robust, unkompliziert und ertragreich. „Eigentlich stammt die Tomate aus den Anden. Die Urform war kleiner als eine Kirschtomate“, erzählt sie nebenbei.
Irina weiß auch alles über Inhaltsstoffe wie Vitamine, Antioxidantien, die stimmungsaufhellende Wirkung von Serotonin und Lycopin, das am besten durch Kochen in Verbindung mit Öl aufgenommen wird. Auch dass man es bei Histamin-Unverträglichkeit vielleicht mal mit weißen und hellgelben Tomatensorten probieren sollte. Ihre Lebensaufgabe ist es, das Saatgut und die Vielfalt dieser alten Tomatensorten zu beschützen und zu bewahren. Deshalb kann man auf dem Blattenhof auch keine frischen Tomaten kaufen – nur Samen oder im Frühjahr Jungpflanzen.
Gesund und knackig
Hauptberuflich arbeitet Irina als Diplom-Psychologin an einer Regensburger Klinik. Die Gärtnerei versorgt tagsüber ihr Mann Ulrich, den sie liebevoll Ulritschka ruft. Ulrich ist ein begnadeter Tomatengärtner, aber er mag keine frischen Tomaten, sondern isst sie nur gegart. Also bleibt Irina nichts anderes übrig, als großzügig damit zu kochen. Inzwischen hat sie sogar mit einem befreundeten Koch das Rezeptbuch „Tomaten, meine Leidenschaft“ herausgebracht (H. F. Ullmann, 19,99 Euro).„Aber für mich“, sagt sie genießerisch, „ist eine sommerwarme Tomate direkt von Strauch das Beste, was es gibt“ – und lässt dabei eine süße „Russische Zuckerpflaume“ in ihrem Mund verschwinden.
Geröstete Tomatenbrote (vegan)
Zutaten für 4 Personen
- 4 reife, verschiedenfarbige Tomaten
- Bauernbrot (Sauerteig)
- 8 EL Olivenöl
- 2 Knoblauchzehen
- Salz
- Pfeffer
- kleinblättriges Basilikum
Zubereitung
- Tomaten waschen, vierteln und entkernen. Das Fruchtfleisch fein würfeln oder in Scheiben schneiden.
- Die Brotscheiben mit 2 EL Olivenöl in einer heißen Pfanne von beiden Seiten anrösten.
- Den Knoblauch schälen und die Brote damit einreiben. Anschließend die Brote mit dem restlichen Olivenöl beträufeln. Die Tomatenstücke mit einer Gabel auf die Brote verteilen. Salzen, mit frisch gemahlenem Pfeffer würzen und Basilikumblättchen über die Tomaten streuen. Sofort servieren.
Garzeit: ca. 5 Minuten
Weitere leckere Rezepte finden Sie in der aktuellen Ausgabe der LandIDEE 4/2018.
Wir bedanken uns bei:
Irinas Tomaten & Kräuter Spezialitätengärtnerei
Blattenhof 1
93142 Maxhütte-Haidhof
E-Mail: info@irinas-tomaten.de
Saatgut kann über www.irinas-shop.de bestellt werden.
Jungpflanzen vor Ort gibt es immer ab Ende April bis Anfang Juni.